Es gibt nicht viel, das man derzeit Andris Nelsons nicht zutrauen würde.

He’s the most wanted of younger conductors of the world, and he’s getting better. And here is why.

Emmanuel Ax beweist jenen freundlichen Gehorsam gegenüber den Forderungen der Partitur, der nicht mitreißt und nicht direkt zum Nörgeln herausfordert. Naja, beflissener Elan, könnte ich sagen. Schön, wie die Philharmonikerstreicher mit stockendem Linienziehen das Andantino beginnen. Ax‘ sentimentale Diminuendi sind auch so naja. Ergreifend sind aber mit fast nachlässigem Vorwärtsdrängen – so bei mancher Wiederkehr des Themas – absolvierte Stellen im langsamen Satz. Auch Moll-Abphrasierungen gelingen. Ax‘ Sachlichkeit tut hier gut. Die schlenkrigen Streicher, auch im entzückenden Hin-und-her-Wischiwaschi, sind eine Eins. Und das Tempo passt perfekt für die Streicher. Für einige Stellen würde ich einen ganzen Akt Siegfried geben. Aber nicht den letzten. Gut, Nelsons. Nelsons dirigiert während des Andantinos größtenteils ohne Stöckerl.

Nelsons balanciert unablässig Ergriffenheit und Beweglichkeit. Das ist eine Herkulesarbeit für jeden Dirigenten. Im Gegensatz zu Ax hat Nelsons eine musikdramatische Ader und ein Herz für spontanen Ausdruck. Alles das ist heute Abend hörbar, wenn auch nicht immer zeitgleich. Emmanuel Ax‘ Spiel ist übrigens immer dann einfallslos, wenn Mozart sequenzierte Passagen schrieb.

Strauss‘ Burleske höre ich zum ersten Mal. Das zu Ax, Nelsons und den Streichern Gesagte behält seine Gültigkeit.

Also sprach Zarathustra ist extrem narzistisch und besitzt segensreiche Höhepunkte. Nelsons‘ kluge Regie besteht aus lustigen Gesten, die von Robin Williams stammen würden, hätte er jemals in einem Film gespielt, in dem er einer spaßhaften Szene einen Dirigenten gespielt hätte. Sein Strauss-Dirigat ist rustikal, unendlich subtil, sportlich und außerordentlich.

Bei Also sprach Zarathustra fehlt immer jener gewisse Teil des Publikums, der vorzugsweise protestantisch ist, in einem Chor singt, der gerne Bach aufführt, Hausmusik macht, und Richard Strauss‘ Tondichtungen für das hält, was für Richard Wagner ein Großteil der zeitgenössischen Musik war, nämlich Müll.