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Late Night Konzert. War womöglich besser als das große Konzert zuvor. Barbara Hannigan und Simon Rattle dirigieren. Den Anfang machte Hindemiths Kammermusik Nr. 1, deren Pathos der Schnödheit aber gegen die Schönheit von Hans Werner Henzes Being Beauteous und gegen den fröhlichen Kubismus von William Waltons Stücken aus Façade etwas abfiel. Im Zentrum stand Henzes Kantate für Koloratursopran, Harfe und vier Violoncelli, deren tödliche Grazie und lebendige Schönheit fast noch mehr verblüfften als die hingebungsvolle Interpretation der Musiker, allen voran der Frau Hannigans, deren straffer Sopran großer Resolutheit fähig ist.

Am meisten Spaß machte Waltons Façade für Sprecher und sechs Instrumente, wobei der Titel heute Abend scheints in „…für zwei Dirigenten, zwei Sprecher und sechs Instrumente“ geändert wurde. Denn Barbara Hannigan und Simon Rattle dirigierten abwechselnd, was Herrn Rattle die große Gelegenheit gab, unter dem Dirigat von Hannigan sein enormes Talent als Rezitator zur Schau zu stellen, für Rattle womöglich die sicherste Methode der aktiven Tonproduktion. Hannigan dirigiert übrigens auch solo – und nicht nur zusammen mit Rattle. Die Stücke von Walton machen einen etwas exotischen, sehr britischen, extrem vorteilhaften Eindruck.

Es spielten u.a. Michael Hasel (Flöte), Manfred Preis (Saxophon), Tamás Velenczei (Trompete), Daniele Damiano (Fagott), Raphael Haeger (Schlagzeug), Ludwig Quandt, David Riniker, Solène Kermarrec (mit Hütchen bei Walton), Christoph Igelbrink (Cell0).