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Vom zweiten Saisonkonzert der Staatskapelle gibt es Nebensächlichkeiten zu berichten. Schönbergs Lieder op. 8 fallen durch eine Richtungslosigkeit auf, die Anton Webern schon bei seinem Opus 1, wie im Frühjahr von Simon Rattle vorzüglich dargeboten gehört, vermied. Es gefiel dennoch die Sorgfalt und Sicherheit der Orchesterbehandlung Arnold Schönbergs. Schönberg gestaltet Anheben und Abebben der Lieder mit einer Perfektion, als ginge es um die ganze Musikgeschichte. Deborah Polaski trägt ein Kleid, an dem Gustav Klimt Gefallen gefunden hätte. In Philharmonie wie Konzerthaus werden die Konzerte der Staatskapelle von wohltuend wenigen Nicht-Berlinern besucht. Daniel Barenboim leitet die Sinfonie Nr. 4 Anton Bruckners ohne Partitur. Barenboim ist der einzige Dirigent, der sich bei laufender Musik am Hinterkopf oder im Gehörgang kratzt. Die Achte ein paar Wochen zuvor klang irgendwie besser. Die Berliner Spatzen pfeifen es von den Dächern der Staatsoper: Es steht in allernächster Nähe – schätzungsweise 2009/10 – ein Bruckner-Zyklus unter Barenboim an. Die Staatskapelle kostet den Applaus vor ihren Pulten stehend bis an die Grenze des Möglichen aus.