Auch 2025 startet in Bayreuth der Ring des Nibelungen, inszeniert von Valentin Schwarz, dirigiert von Simone Young.

Die Regie hat das plätschrig dramatisiert und als laue Clan-Story in die Gegenwart gebracht. Andrea Cozzi lässt den Göttermythos in Innenräumen spielen, die so klinisch wie pompös wirken.

Die Wiederaufnahme höre ich über BR Klassik.

Wobei Clanchef Wotan (Tomasz Konieczny, köstlich in Shorts) klingt, als presse er ein Dauerknurren durch das Stahlrohr seiner Kehle. Konieczny gebietet über eine eindrückliche Altmänner-Autorität, er singt sehr textverständlich und imponierend verlässlich. Freilich wird das bisschen Legato durch beißende Akzente zerrissen. Abendlich strahlt zählt nicht zu den Höhepunkten des Abends, der trübe Monolog Wie doch Bangen mich bindetMit bösem Zoll aber sehr wohl. Christa Mayer im Gucci-Look (Fricka) hat Mezzo-Aplomb und Persönlichkeit und wiederholt ihre astreine Leistung aus dem Vorjahr.

Als brüderliches Riesenpaar – Gangster, was sonst? – treiben Patrick Zielke (aufregend jung klingender Fasolt mit aufrichtigen Ausdruck für Freia, die schöne) und Tobias Kehrer (reifer, majestätischer Fafner) ihr Unwesen. Christina Nilsson überzeugt als Hülfe-rufende Freia, agiert aber genauso unidiomatisch wie der prachtvolle Nicholas Brownlee als Donner. Froh Mirko Roschkowski tönt gleichfalls sehr jung, dabei tonschön (Wie liebliche Luft und Zur Burg führt die Brücke). Der tenorschmal und hellkantabel zu Werke gehende Daniel Behle (Loge) stellt keinen undurchsichtigen Schofel, sondern einen Dienst-geilen Familienanwalt auf die Klangbühne.

Dem Mime leiht auch im Festivalsommer 2025 Ya-Chung Huang die wendige, silbengenaue Tenorstimme. Kaum ein Konsonant geht verloren. Mimes jammernder Monolog Mit arger List bildet immer noch erstaunlich genau den um die Mitte des 19. Jahrhunderts vollzogenen Wandel von der familienbasierten Heimarbeit zur kapitalistischen Industriewirtschaft ab. Dem Alberich des Ólafur Sigurdarson, in den Vorjahren regelmäßig bejubelt und von der Kritik gelobt, geht in den wüsten Habt Acht!-Drohungen die gefährliche Gewalt ab, auch wegen (isländisch) pauschaler Artikulation. Dazu kommt die angestrengte Höhe, und im Ring-Fluch ist die Stimme nicht richtig erstklassig. Bleibt noch die volltönende Erda der Anna Kissjudit.

Und die Rheintöchter, bei Valentin Schwarz drei dralle Pool-Mädls? Katharina Konradi (Woglinde) fehlt bei schöner Stimme etwas die Natürlichkeit im Klang. Die hat Natalia Skrycka (Wellgunde), die am kessesten neckt. Marie Henriette Reinhold (Floßhilde) gefällt mit lebhaftem Alt-Ton. Sigurdarson (die Lederjacke so fettig wie das Haar) singt hier einen zahmen Alberich, einen ohne Bissigkeit des Bösewichts, ohne Schlagkraft der Deklamation.

Fotos: Enrico Nawrath

Simone Young steht am Pult. Der Eindruck am Radio ist: Das Vorspiel zieht zäh. Dann werden die Akzente gesoftet. Was der Deklamation der Sänger den Zahn zieht, besonders während Loges Redeexzessen. So rundet sich das Rheingold statt zum Musikdrama zur Götter-Soap. Mit weichem Aplomb erzählt, mit Wohlklanglichkeit gefüllt, inklusive Leitmotiv-Posing. Fesselnd gelingen die Ruhe vor der zweiten Szene (Cello-weiches Ringmotiv, Posaunen des Walhallmotivs) sowie der ins Nibelungenmotiv mündende Schwung vor der Nibelheimszene.


Kritik: Hier die Links, sobald online