Das Deutsche Symphonieorchester setzt seine aufregende Reihe „Debüt“ fort und programmiert apart zwei Tondichtungen sowie zwei Solokonzerte. Die Botschaft ist ganz nebenbei: Es geht auch ohne schwergewichtige Sinfonie.
Bei dem kurzweiligen Konzert erweisen sich beide Solisten als frische, jüngst in renommierten Wettbewerben ausgezeichnete Klassikkräfte. Wobei die Stableitung dem Briten Alpesh Chauhan obliegt. Und beim zweiten Cellokonzert von Camille Saint-Saëns von 1902, das so verführerisch leicht, leger, ingeniös klingt und zu recht endlich den Weg in die Konzertsäle findet, ist der junge Kanadier Bryan Cheng zu hören, dessen schlanker wie kultivierter Ton – biegsam, fest, sonor – nicht nur Saint-Saëns-Fans wie mich entzücken dürfte. Den zwischen knappen Tuttiblöcken schlängelnden Solopart gestaltet Cheng virtuos. Im zwischengeschalteten Andante sostenuto streicht der begabte Jungspund so delikat gefühlvoll und wonnig kantabel, dass jedes Piano geradezu wundervoll ausnuanciert tönt. Wem nach mehr verlangt: Von Bryan Cheng gibts auch das Dvořákkonzert vom Reine-Elisabeth-Wettbewerb.
Auch Dirigent Chauhan macht beste Figur, hat kompakte Gestalt, trägt knappes Jacket plus violettem Einstecktuch und leitet mit drahtigen, sicheren Bewegungen.

Richard Strauss‘ Don Juan ist ein süffiges Stück, die Musik fesselt unmittelbar. Den genusssüchtigen Helden mitsamt seinen drei, jeweils mit einem eigenen Thema bedachten Objekten der Begierde lässt Chauhan turbulent seinem Ende zueilen. Der Dirigent präsentiert das rasant verpackt im üppig glitzernden Klanggewand. Man kann das binnendifferenzierter, sozusagen mit mehr Intellekt, dirigieren. Wie Ticciati und Petrenko unlängst zeigten. Chauhan ist beim DSO eher auf der instinktsicheren Seite, ist da mehr der handfeste Erzähler, der aus der Partitur die großen Linien herauskitzelt und ungeniert mit dem Orchesterbizeps spielt.
Am Beginn steht Karol Szymanowskis opulent klangrauschende Konzertouvertüre von 1905, ein prachtvolles Werk des in Warschau Studierenden. Mit all seinem vorwärtsreißenden Elan, seinem sinnlichen Feuer, seiner lebensprallen Attacke demonstriert hier der polnische Komponist, was er später an magischen Farbmischungen so alles drauf haben wird.
Die Geigerin Judenitsch spielt das Glasunowkonzert. Für russische Musik fehlt mir seit dem 24. Februar 2022 meist jeder Nerv.
