Ach, wie schön ist das Programm!

Das RSB spielt Reimann, Schumann, Beethoven.

RSB Dima Slobodeniouk Carolin WidmannSchumanns großes, geheimnisvolles Violinkonzert umgibt immer noch die Aura des unerkannten Spätwerks. Dabei spricht alles in diesem Werk, redet jedes Detail. Satz 1 ist ein Wunder an Ökonomie und Klarheit, Satz 2 ist eingesponnen in inwendiger Emphase, Satz 3 ist von spröder, unbegreiflicher Schönheit. Carolin Widmann spielt es uneitel. Die Geigerin betont das Selbstverständliche bei diesem immer noch unterschätzten Konzert. Sie meidet Pathos und Sentimentalität. Wenn sie dabei Forcierungen nachgibt, dann wie auf Widerruf. Das Desinteresse an sinnlicher Schönheit zieht sich wie ein roter Faden durch die Interpretation. Die Schattierungen, zu denen ihr Spiel fähig ist, sind solche des Ausdrucks, nicht der Farben. Auf dem Podium wirkt Widmann gefasst und ernst. Dazu passt ihr zurückgenommener Violingesang, und dies passte zu dem Schumann-Konzert, das wie eine ernste, schöne Gegenwelt erschien. Dima Slobodenjuk am Pult leitet angenehm sorgfältig und hellsichtig.

Es tut gut, wieder einmal eine Sinfonie Beethovens zu hören. Dessen Sinfonien mit den Mahler-Retuschen unter Jurowski habe ich leider, leider verpasst. Jetzt also die Nr. 2, die das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin schlank und sehnig ausspielt. Slobodenjuks Zeichengebung ist klar. Einiges klingt etwas gerade, der Russe hat immer das nächste Ziel vor Augen. Das Tutti hat Festigkeit. Slobodenjuk bevorzugt einen raschen Puls. Er ist ein Antreiber, kein Klangmagiker. So wird Beethoven zum nüchternen Denker, der zugleich auch auf den Putz hauen konnte.

Die Sieben Fragmente für Orchester in memoriam Robert Schumann, komponiert von Aribert Reimann, sind dreißig Jahre nach der Hamburger Uraufführung heimisch geworden im Konzertsaal. Dennoch zählen sie vermutlich nicht zu Reimanns faszinierendsten Werken. Faktur und Habitus muten beim neuerlichen Wiederhören recht übersichtlich an.


Hundert11 hat’s auch gefallen und ist in seiner Kritik viel detaillierter.