Brenda Rae Ariadne auf Naxos Staatsoper Berlin

Brenda Rae vor liebeskranker Ariadne / Foto: Monika Rittershaus

Wiederaufnahme von Ariadne auf Naxos.

Charme und Längen des Werkchens sind untrennbar miteinander verbunden. Die Musik gehört stellenweise zum Strauss-Schönsten. Hans Neuenfels‘ äußerlich kühle, innerlich kluge Inszenierung wird mit jedem Mal Ansehen klüger und Neuenfels‘ Botschaft mit jedem Mal Anhören pessimistischer.

Leben und Geist, Zerbinetta und Ariadne, Opera buffa und Opera seria, sie kommen einfach nicht zusammen. Ariadne und Bacchus, sie singen aneinander vorbei.

An den Solisten liegt’s nicht.

Da ist der Komponist der feurigen Marina Prudenskaya, die sich mit durchschlagsstarkem Organ in die Herzen der Zuhörer singt, aber etwas vokal- und konsonantenfaul agiert – flinkes Parlieren und Sprechsingen ist bei der Ariadne einfach ein Muss. Da ist die spritzige Zerbinetta von Brenda Rae, die ihre delikate Kehle als Startrampe für ein Koloraturfeuerwerk aus glockenreinen Staccati nutzt. Überdies verfügt sie über einen biegsamem Sopran. Roman Trekel (Musiklehrer) ist eine charaktervolle, angemessen resignierte, an Haar und Kleidung gleichermaßen ergraute Erscheinung. Das ist der schneidend kalte Haushofmeister, den Elisabeth Trissenaar mit messerscharfer Schauspielerpräsenz spielt.

Da ist der virile Roberto Saccà (Weingott Bacchus), dessen o-beinige Silhouette köstlicherweise an John Wayne erinnert und der unsterblich in Ariadne verknallt ist. Da ist Anna Samuil, die einsame Ariadne, die die Todessehnsucht auf die Spitze treibt und den Bacchus mit ihrer fixen Idee zum Jenseits (Es gibt ein Reich, wo alles rein ist: Es hat auch einen Namen: Totenreich.) so sehr in die Verzweiflung treibt, dass er das Schlussduett aus dem Graben singt.

Roman Trekel Ariadne auf Naxos Staatsoper Berlin

Stress mit dem Haushofmeister: Musiklehrer Roman Trekel versteht die Welt nicht mehr / Foto: Monika Rittershaus

Zu Brenda Raes Spaßtruppe gehören die schlimmen Finger Manuel Walser (Harlekin), Grigory Shkarupa (Truffaldin), Linard Vrielink (Scaramuccio) und Jonathan Winell(Brighella). Der pomadig goldige Tanzmeister ist Jürgen Sacher. Als Trio vocale im weißen Krankenschwesternlook singen Najade Evelin Novak (leuchtend), Dryade Natalia Skrycka (mezzomagisch) und Sónia Grané als Echo (sopransanft) die schönen Triostellen des Seria-Teils.

Vom Pult aus versorgt Eun Sum Kim die Musik mit Wärme und Beweglichkeit. Gerade kammermusikalisch blüht’s. Im Finale meidet Kim plakatives Pathos. Neuenfels hätte das gefallen. Gestisch scheint Frau Kim fokussiert auf Genauigkeit. Ihre Arme hebt und senkt sie wie Schweizer Uhrzeiger.


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