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Das Klavierkonzert von HK Gruber kann ich wieder vergessen.

Oder auch nicht.

Lassen wir die Frage, ob der fluffige Ton von HK Grubers Komposition Ernst oder Jux ist. Das unaufdringliche Tastenparlando gibt Emmanuel Ax jedenfalls klar und akkurat. Aber es ist nichts Neues an Grubers Klavierkonzert. Muss ja nicht. Erfrischend leicht gestrickt ist das Werk immerhin, aber nur selten ironisch augenzwinkernd. Die Instrumentalisten steuern Kostbares bei, Tarkövi die gestopfte Trompete, die Streicher Butterweichheit.

Der Klavierpart ist sterbenslangweilig. Aber der Rest…

Einen großen Vorteil besitzt Grubers Klavierkonzert. Es ist nicht zu lang.

Man kann Béla Bartóks Oper Herzog Blaubarts Burg (auf ungarisch A kékszakállú herceg vára) das desillusionierendste Beziehungsdrama der Opernliteratur nennen. 60 Minuten Dauerpanik und dann aus die Maus. Oder: das Horrorhaus des Kékszakállú.

Aber Bartóks Musik ist ein Massiv.

Die beherzte Judith singt Rinat Shaham – stark und biegsam im Ausdruck, an Volumen nicht zu groß (man denke an die Sopran-Stalinorgel Éva Martons in der Ádám-Fischer-Aufnahme). Der Ungar Gábor Bretz setzt seine junge Stimme deklamatorisch zurückhaltend ein, singt elegant, klartimbriert, festen Tons. Man kann die Gravitas des finstren Bösewichts vermissen. Doch wie beherrscht und kantable singt Bretz, wie sorgfältig artikuliert er die schließenden Worte „Nacht bleibe es nun ewig. Ewig! Ewig!“

Dem hypnotischen Sog der stilisierten Frage- und Antwortformeln mitsamt der Wortwiederholungen stellen die Berliner Philharmoniker die Ökonomie der Mikromotive, die Klarheit des Orchestersatzes und die Suggestivität der Gesten entgegen. Simon Rattle leitet.

Ulrich Noethen spricht den Prolog. Dessen symbolistisches Pathos wirkt zeitgebunden. Doch der gesprochene Text ist erstens gut und zweitens nötig.

In der Digital Concert Hall gehört.