Schlagwörter

Heute Abend ist Stabrawa Konzertmeister.

Sinfonie Nr. 2

Die Zweite ist Beethovens Geniestreich im sinfonischen Genre. Vom Mindset her ist die 2. feurig, und sie ist reich an Nebengedanken. Die Crescendi, in der Ersten noch ganz freie, ziemlich nervöse Energie, tragen in der Zweiten alle Zeichen kalkulierter Wildheit. Die Coda (1. Satz) war im Uraufführungsjahr 1803 die gigantischste, die es je gegeben hatte, und sie ist die erste Vertreterin tumultuarischer Symphonik bei Beethoven. Rattle realisiert das wilde Vorpreschen exzellent.

Der lyrische Satz der 2. ist besonders kleinräumig entfaltet. Es gibt Passagen, da ändert sich die Dynamik fast so häufig wie beim jungen Ivo Pogorelich (Beethoven, späte Sonaten). Rattle will Wachheit, nicht Versenkung. Er will subtile Holzbläser. Er will Drama.

Scherzo und Trio organisiert Rattle anders. Es klingt nach Intermezzo. Nach spielerischer Kraftfeldanalyse. Im Finale hat Beethoven gleich drei Themen eingebaut. Das dritte Thema Rattle spielt als EIN Strom. Ziel von Orchester und Dirigenten ist es, mit entmutigend hoher Geschwindigkeit eine abgrundtiefe Lebendigkeit darstellen. Es gelingt.

Sinfonie Nr. 5
Die Fünfte hat mir nicht gefallen. Beethoven nahm sich im Finale tatsächlich 45 Takte, um zu testen, wie lange eine Schlusskadenz maximal dauern kann.

Ungeachtet der bemerkenswerten Interpretation durch die Musiker zeigt die Ouvertüre Leonore Nr. 1, dass Beethoven, wenn er Theatermusik komponierte, gerne volkstümliche Wendungen bevorzugte und zudem eine lockere Reihung der Gedanken für geeignet hielt, um das Publikum nicht zu ermüden.

Rattles Beethoven ist boiled down to Tempo, Akzent, Gefühl.