Die Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle.
Der immerhin nicht ganz unerhebliche Ruhm von Dutilleux‘ Métaboles verblasste. Zu undiskret schien bisweilen ihr Aktionismus, zu wahllos ihre klangliche Lockerheit. Einen rundweg besseren Eindruck machte Lutosławskis Cellokonzert, das Miklós Perényi mit gewitztem Ernst spielt. Miklós Perényi erweist sich als Interpret von äußerster Folgerichtigkeit dem Notentext gegenüber. Sein diskret singender Ton war eine Wohltat für Publikum und Cellokonzert. Einige Sachen des Orchesters wie die gläsernen Geigen im ersten Satz und das expansive Unisono-Crescendo der Streicher im letzten Satz gehören zum Besten der Saison.
Beide Werke sind für starken Apparat geschrieben. Simon Rattle setzt sich während der Zugabe Perényis auf einen freien Platz in A.
Nach der Pause wirkten die in deutlich verminderter Zahl auf das Podium zurückkehrenden Philharmoniker wie Kellers Fähnlein der sieben Aufrechten. Schumanns 2. Sinfonie ist im 1. Satz eine in nervöser Hast dahin strömende Endlosigkeit, im 2. Satz unnachahmlich in der Heftigkeit des Details, im 3. Satz großartig, was die fast schon besessene Subtilität angeht, die die Musiker bei der Entfaltung investieren. Rattle schafft mit den Berliner Philharmonikern einen atemlosen, subtil nervösen, beizeiten großartig gedämpften und doch geöffneten Schumannklang. Das Scherzo (etwas langsamer als die 144 Viertel der Partitur) beendete eine präzise, aufgedrehte Coda, die nach der Hörnerfanfare noch mal an Tempo zulegt. Das zweite Trio von sachlicher Schwelgerei. Das Adagio bringt genaueste Artikulation.
Schwelgerisch-fatalistisches Ritardando des Schlusses des 1. Satzes (die 7 Sforzati).
Schumann: 3 x 12 1. und 2. Geigen sowie Bratschen, wenn ich richtig gesehen habe.
Ausdauerndes Hervorklatschen, nachdem das Orchester weg ist. Nach drei Minuten kommt Rattle noch mal.
Wäre Rattles Dutilleux-Lutosławski-Schumann-Zyklus die Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest, ich würde Lutosławski nach Malmö schicken. Oder Schumann. Aber nicht Dutilleux.
Na bitte. Wieder so ein lederner Schumann von Rattle. Alles zu laut, einfach über Pianissimi hinweggespielt. Da sollte mal Harnoncourt ran.
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Die pp im Adagio waren immerhin sehr beeindruckend. Sforzati haben die Musiker sehr genau ausgespielt. Wo war es zu laut?
Die 5. Beethoven von Harnoncourt fand ich hochkarätig, doch ab und an hölzern.
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Hmmm….. Mir ging es anders rum. Ich fand Dutilleux sehr interessant, Lutoslawski weniger. Der Cellist Perenyi hat mir wiederum sehr gut gefallen. Es kommt eben alles auf den Geschmack an – oder den Sitzplatz? Die zweite Sinfonie war für mich nahe an der Perfektion. Der 1. Satz ist eben eine „long and winding road“ und kein Sonatensatz à la Fünfte.
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Sir Simon is so committed to his art!
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