Schinkel, Schinkel, Schinkel: Zauberflöte Staatsoper Berlin / Foto: Monika Rittershaus / staatsoper-berlin.de

Schinkel, Schinkel, Schinkel: Zauberflöte Staatsoper Berlin / Foto: Monika Rittershaus / staatsoper-berlin.de

Die Zauberflöte der Staatsoper Berlin mischt Schinkel-Optik und szenische Drolligkeit, wodurch am Schillertheater durchaus nicht die schlechteste aller möglichen Zauberflöten herauskommt. Regie: Everding. Sängerisch bot der Mozart-Abend eine überzeugende Mischung aus besten Kräften und jungen Nachwuchssängern.

Pavol Breslik: das Idealbild eines gut aussehenden und gut gewachsenen Tamino. Perfekte Manieren, perfekter Haarschnitt. Mit diesem hellen Timbre, diesem vibrierenden, authentischen und emphatischen Gefühlston würde jeder Tenor jede Pamina dieser Erde rumbekommen. Ein Vergnügen.

Roman Trekel: Wenn ich mich nicht verschätze, tendiert Trekels Temperament eher zu Beckmesser, Figaro und Amfortas. Aber da Hanno Müller-Brachmann weg ist, muss Trekel nun die Rolle des Papageno, dieses Experten für die menschlichen Grundbedürfnisse, singen – und spielen. Wobei ersteres Trekel mit großem Können glückt, letzteres mit großem Fleiß – halbwegs glückt.

René Pape: Für Pape ein Abend, der wahrscheinlich weniger anstrengend war als das tägliche Stimmtraining. Ein Sarastro voll nobler, ausdrucksstarker Sonorität. Herr Barenboim, wann kommen die Meistersinger mal wieder dran?

Anna Siminska: Ein federleichter Mäuschensopran – bis die Koloraturen losgehen. Denn ab da zeigt Anna Siminska ein durchsetzungsfähiges Koloraturstimmchen, das die Sechzehntelketten anmutig und angriffslustig bewältigt. Slawisch angehauchtes „vermag am bäästen“. In der Arie im 1. Akt sticht ihre Königin der Nacht das hohe F etwas scheu aber tadellos an.

Adriane Queiroz: Pamina.Frau Queiroz, wie sie leibt und lebt, sowohl was die Statur als auch was die Stimme angeht. Expansives Vibrato in der Tiefe und der Mitte, üppige, schwere Höhe. Ziemlich unbeweglich und unregelmäßig in Skalen oder verzierten Passagen. Etwas frei vom Wortsinn schwingendes Vibrato, zumindest heute im deutschen Repertoire. Ich habe allerdings Mühe, mir den noblen, zurückhaltenden Pavol Breslik und die dynamische, kecke Adriane Queiroz in einer dauerhaften Beziehung vorzustellen.

Die Stimmen der drei Damen klangen sehr unterschiedlich. Am hörbarsten war der Sopran von Carola Höhn, am klangvollsten der Mezzo von Rowan Hellier, die auch am meisten Freude am Singen hatte. Die 3. Dame sang Anna Lapkovskaja.

Michael Kraus singt einen Priester mit Autorität und Sensibilität. Das halbe Opernstudio wurde eingesetzt. Neben Rowan Hellier gefiel Narine Yeghiyan als Papagena.

Die Staatskapelle spielte heute nicht in luxuriöser Barenboim-Besetzung, sondern in frugaler Alexander-Soddy-Besetzung. Alexander Soddy dirigierte eine lebendige Ouvertüre mit vibratolosen Streichern. Vieles weitere wurde wenig oder nicht geprobt, beispielsweise das den 2. Akt einleitende Andante. Das Tempo ist rasch, gut bemerkbar etwa beim flotten Largo der ersten Arie der Königin der Nacht, als Frau Siminska an einigen Stellen Probleme hat zu folgen, oder auch bei Papes „In diesen Heiligen Hallen“, als Papes Imposanz einfach einen Tick länger braucht, sich zu entfalten, als Soddy gestatten will.