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Berliner Philharmoniker Wagner Wesendonck-Lieder Schumann Manfred
Abbado dirigierte nach den zwei Mahlersinfonien der Jahre 2004 und 2005 Schumanns Manfred. Schumanns wen? fragte nach ersten Mutmaßungen der gesamte Block A, in dem bekanntermaßen die ausgewiesenen Liebhaber der Frühlingssinfonie sitzen. „Ach nee, also…“, sagte der Herr, der neben mir nach dem Konzert auf an der Garderobe auf seinen Mantel wartete. Genau so war es. Doch das Problem hieß nicht eigentlich Manfred, sondern Melodram. Die Stellen bewunderungswürdiger, feiner Musik wiegen die Unzulänglichkeit des Konzeptes nicht auf. Abbado dirigierte die Philharmoniker rückhaltlos in leisester Versenkung. Bruno Ganz rezitierte im Ton eines Staatsdichters. Zwischendurch blitzten Partien auf, die atemberaubend leicht und überschwänglich klar klangen. In diesem Manfred ist keine Spur von schlechtem Geschmack, wie Debussy einmal an anderer Stelle monierte – und das schadet ihm eher als dass es ihm nützt. Der Versuch einer halbwegs szenischen Aufführung ging baden. Das Misslingen des Abends auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Mitte des 19. Jahrhunderts umständlicher als heute dachte und fühlte, trifft nicht den Kern der Sache. Anne Sofie von Otter sang Wagner.