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Berliner Philharmoniker Mariss Jansons Strawinsky Petruschka Mahler 1. Sinfonie

Eines der Konzerte, die mit vollkommener Zufriedenheit beginnen, vor der Pause die ersten Zweifel säen, überragend in die zweite Konzerthälfte starten und zum Schluss für Desorientierung sorgen. Jansons ist ein vitaler, kontrollierter Taktschläger, seiner Arbeit kann man zusehen, ohne dass der Zuhörer jemals auch nur einen Zehntel Takt vom Weg abkäme. Petruschka wirkt als überragende Partitur, nicht als überragendes Dirigat: gut durchleuchtet und sicher zusammengefasst. Doch es kommt die Stelle, an der man denkt: etwas zu sportlich, etwas zu zackig. Die Crescendi strahlend, hinreißendes Knattern im ff. Doch man spürt den Ausgang, bevor er kommt, man kennt die dritte Explosion, weil sie der zweiten gleicht. Während es bei der ersten noch Staunen gab.

Bei Mahlers 1. Sinfonie dann Ähnliches. Grandiose Führung des Orchesters. Jansons sorgt für eine geradezu königliche Übersichtlichkeit (in München würde man ‚kaiserliche‘ sagen, obwohl der Kaiser in Berlin, und der König in Bayern war). Doch irgendwann stellte sich die kleine, süße Frage: wozu? Das Finale war blendend im expansiven Klang, doch problematisch im technisch virtuosen Abrollen. Barenboims größer gefühlte Mahler-Neunte war noch im Ohr. Das zu extremer Klarheit geschärfte Klangbild verblüffte und versöhnte. Fazit: beeindruckender klanglicher Positivismus, Mariss Jansons mehr Regisseur als Deuter.
Nächstes Jahr kommt Jansons mit Schostakowitschs 6. Sinfonie und Ravels Valse.

Kritik Mariss Jansons: sehr gut