Evelin Novak (Sopran) und Natalia Skrycka (Mezzosopran) laden zu einem Duettabend in den Apollosaal. Die Programmwahl ist apart. Und zwischen Dvořák und Reger passen ein paar Tupferl Brahms.
In den Moravské dvojzpěvy (Mährische Duette) nähert sich Dvořák dem Volkston ziemlich weit. Die Themen reichen vom Wortgefecht zweier Liebender bis zum stolz ertragenen Liebesleid. Dvořák at his best. Genial rhythmisiert startet man mit Ja, auf dem Donaustrom. Leidenschaftlicher wogen die Stimmen in Der Ring. Genau das macht den Reiz eines Duettabends aus: das unaufhörliche und kunstvolle Gegenüberstellen und Verschmelzen zweier Timbres. Alte Regel bei Duettabenden: Noch reizvoller wird’s durch den Wechsel von Duetten und Sologesängen.

Von letzteren singt Natalia Skrycka Dvořáks Cigánské melodie. Die von dem Tschechen rhythmusselig präsentierte Zigeunerromantik kennt man aus Opern wie Troubadour, Carmen oder La Traviata. Die Nummern von op. 55 kreisen um Freiheitsliebe und Gleichmut gegenüber dem Tod. Da kann sich der Mezzo von Skrycka besonders schön entfalten. Dieser Dvořák blitzt vor melodischer Vehemenz. Anders klingt A les je tichý (Rings der Wald so stumm), wo getragene Melodielinien sich mit dem wundervollen Ton der Trauer verbinden.
Sparsamer in Melodik und Rhythmik gibt sich die Auswahl von fünf Regerliedern, die Evelin Novak mit genauer und tonschöner Sopranstimme vorträgt. Und deren biedermeierliches Sentiment mit feinem künstlerischem Takt freilegt. Nebenbei staune ich über die bis zur Selbstverleugnung neutrale Klavierbegleitung, die Reger seinen Liedern verordnet. Aber das Friedhofslied Gruss (op. 12, 4) überzeugt mit der emphatischen Wiederholung der Schlusszeile.
Anderes Kaliber haben die Fünf Duette op 14, gleichfalls von Reger, die von ergreifender Wirkung sind. In Nachts (Eichendorff) und Abendlied (Goethe) sind Sopran- und Mezzostimme asynchron gesetzt, um effektvoll erst im letzten Wort zusammenzufinden. In Sommernacht legen Skrycka und Novak jeden Vokal auf die Goldwaage. Während bei den Duetten in der Regel ein lyrisches Ich mit zwei Stimmen spricht, entsteht in Gäb’s ein einzig Brünnlein der Eindruck, als sängen tatsächlich zwei kapriziöse Schöne. Auch das fünfte der Reger-Duette, O frage nicht!, zeittypisch in der Mahnung zu Schicksalsergebenheit, überzeugt durch Stimmverschränkung und verzaubert durch musikalischen Reichtum.
Anfang und Ende machen drei der vier Brahms’schen Duette op 61, von denen das flotte Die Schwestern (nach Mörike) heraussticht.
Der Pianist Klaus Sallmann zeigt besonders in den Zwischenspielen, etwa in Dvořáks Mein Lied ertönt, sein Können.
Die Zugaben: Rossinis Miau-Duett, Victor Herberts I want to be a primadonna in der Duettversion und Humperdincks allzu kurzer Abendsegen.
Fazit: ein tolles Programm jenseits üblicher Repertoiregrenzen.
Ich liebe ja das hier
Ach, ich fühls
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Noch besser ist nur die Prohaska, die das ganz real singt, weil sie auch in der Wirklichkeit keinen abkriegt, der ihr gewachsen ist.
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Da gibts sogar ein Video zum Recital, mit Regers Abendlied
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Wirklich schöne Stimmen, da wäre ich gerne dabei gewesen….
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Natalia Skrycka war wohl die Schleppträgerin in der Elektra gestern abend. Allerdings drückte die Klytämnestra der älteren, etwas buckligen Sängerin die zusammengefaltete Schleppe in die Hand. Das muß dann wohl Cheryl Studer gewesen sein.
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Soll ich dich Teurer, nicht mehr sehen ?
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Es ist ein Beruf, und Arbeit.
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