Kammerkonzert des DSO in der Villa Elisabeth mit Streichquintetten von Martin und Schubert.
Seit die Staatsoper Frank Martins Tristan-und-Isolde-Oratorium Le Vin herbé aufgeführt hat (mit der famosen Anna Prohaska als Isolde), halte ich den in Genf geborenen Komponisten Frank Martin für unterschätzt. Wie Le Vin herbé ist auch die in der Villa Elisabeth erklingende Pavane Couleur du temps“ in einer Sphäre bedachtvoller Kargheit und abgebauter Massivität angesiedelt. Erwartungsgemäß charakterisiert gemessenes Fortschreiten und altertümlicher Stil die Pavane. Auch der anklingende Lamento-Charakter und die klare 3teilige Anlage entsprechen der Tradition. Doch Obacht. So klang damals Avantgarde. Auch Fauré und Ravel komponierten Pavanen. Ein Musikverlag annonciert die Martins Stück als lyrical and straightforward to play. Das beschreibt den Stil zutreffend, lässt aber das Element des Stilbewusst-Kunstvollen dieses Komponierens in Aussparungen außer Acht. Bratsche und zweites Cello lassen sich durch Klarinette bzw. Kontrabass ersetzen, was an diesem Abend wohlweislich nicht geschah. Denn so können Boyl Kang und Hande Küden (Violine), Annemarie Moorcroft (Bratsche), Mischa Meyer und Dávid Adorján (beide Cello) ihres Amtes walten und das kurze Stück in überlegener Weite und Breite ausspinnen.
Das folgende C-Dur-Quintett von Franz Schubert spielen die DSOler schroff, abweisend, rissig und mit packender Verve in den Höhepunkten, ruhig singend in den weiten lyrischen Passagen. Fehlt ab und an der allerletzte Feinschliff (Intonationsreinheit, Ausdifferenzierung der Lautstärkegrade), so überzeugt das Ausbreiten der Espressivo-Werte wie das erfüllte Auskosten des frühromantischen Modulationsreichtums.
Wie die vorangegangenen Wiedergaben fand auch die Zugabe, Schuberts An die Musik in der Fassung für Streichquintett lebhaften Beifall.