Schlagwörter

Jahrmarkt von Sorotschinzi_Mussorgski_Komische Oper Berlin

Schwein gehabt: Mussorgskis Jahrmarkt von Sorotschinzi / Foto: Monika Rittershaus

Barrie Kosky inszeniert Mussorgskis unvollendeten Dreiakter Jahrmarkt von Sorotschinzi als farbenfrohe Säuferoper.

Das Werk ist angefüllt mit den Archetypen des ländlichen Lebens. Es gibt den Säufer, die rachsüchtige Frau, die unschuldige Dorfschönheit. Und den Teufel.

Das Paar des Abend besteht aus Saufkopf Tscherewik (Jens Larsen raumfüllend und charakterstark) und dessen explosiver Gattin Chiwrja (Agnes Zwierko).

Selten so einen minimalistischen Plot gesehen: Ein Paar will heiraten, die Mutter erlaubt’s nicht, der Vater schon. Dank Teufel klappt’s dann aber doch. 

Aber das Stück – Kosky erzählt es als stilisierte Ferkelei, der nichts Menschliches fremd ist – hat Längen. Die Inszenierung auch.

Um der Kürze des Torsos zu entkommen, plustert Kosky die Oper mit drei Stücken aus den „Liedern und Tänzen des Todes“ Mussorgskis auf (Trepak, Wiegenlied, Feldherr). Ich finde, das ist nicht mehr als – wenn auch tiefsinnige – Staffage. Anfang und Ende bildet Nikolai Rimski-Korsakows Hebräisches Lied. Höre ich eine Oper oder ein Collage?

Da ist zu viel Pathos des Kontrasts, der Werk-Frickelei, der Überwölbung mit Fremdem.

Die Bühne strahlt im Deutsche-Oper-Grün.

Mirka Wagner singt die schöne Parasja mit blühendem Sopran, Tom Erik Lie den teuflischen Tschernobog, Oleksiy Palchykov mit absonderlich schönem, typisch slawischem, weißfarbigem Tenor den Grizko, Ivan Turšić Chiwrjas bebrillten Liebhaber Afanassi.

Ist der Chor wirklich so phänomenal wie anlässlich der Premiere Anfang April gelobt?

Dirigent Henrik Nánási leitet umsichtig. Es wird die Lamm-Schebalin-Fassung gespielt.