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Der Dirigent Lahav Shani ist eine auffällige Erscheinung.

Über dem kleinen Körper erhebt sich ein Kopf, der durch eine widerspenstige Frisur noch vergrößert wird. Die Dirigierbewegung kommt aus der Hüfte, der Oberkörper zieht es vor, steif zu bleiben. Dafür kreisen die Arme in einem begrenzten Bereich vor Brust und Hals, wobei die Schultern starr wirken, was natürlich auch an einem zu großen Jackett gelegen haben kann. Typisch ist das anfeuernde Armrollen. In den Bewegungen des jungen Israelis steckt noch Schlaksiges.

Kurz und gut, Lahav Shani scheint ein Dirigent mit vielversprechenden Karriereaussichten zu sein.

Das kapriziöse Programm bietet drei Mal Prokofjew.

Staatskapelle Berlin Lahiv Shani

Was die „Symphonie classique mit ihrem Appell, bildungsbürgerliche Informiertheit (Haydn!) und Moderne (die Ironie!) zu versöhnen, an Drive, Rhythmus und sinnenfroher Raffinesse zu bieten hat, das liefert Shani. Was Shani neu an ihr entdeckt, das ist Wärme der melodischen Gestaltung, das ist eine fast lustvolle Ausbreitung von Stimmverzahnungen.

Die Geigerin Lisa Batiashvili überzeugte im Violinkonzert Nr. 1 mit einer verinnerlichten, leidenschaftlichen, hellhörigen Interpretation, die sich bisweilen zwecks höherer Schönheit eines kühlen Tons bediente. Was rhythmische Kraft angeht, liegt Batiashvili etwa auf halbem Weg zwischen dem Holzhackerstil Janine Jansens und der eleganten Beseeltheit eines Gil Shaham.

Der allgemein gute Ruf von Prokofjews Sinfonie Nr. 5 verdankt sich nicht zuletzt den exquisit geschnittenen Themen. Dabei sind gerade die Ecksätze mit ihren wild mäandernden thematischen Entfaltungen, ihren polyphonen Stimmverstrickungen, ihrer unbekümmert auftrumpfenden Breite alles andere als besonders niedrig hängende Hörfrüchtchen. Shani wählt mit der Staatskapelle Berlin den musikantischen Zugang, lässt den Funken überspringen, stellt melodische Sattheit her, insistiert im sinnlichen Farbenspiel, im lebhaften Pointieren. Wären mehr Proben besser gewesen?

Die Männer auf dem Podium tragen Schlips, Matinée verpflichtet.