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Wer Ende August noch nicht in der Saisoneröffnung war, kann heute nachholen.

Die Berliner Philharmoniker, Simon Rattle.

Pierre Boulez‘ Éclat (1965). Ein Sextett besetzt die Mitte des Podiums (Trompete, Posaune, Altquerflöte, Englischhorn, Bratsche, Cello). Links Harfe, Klavier, Cymbalon, mittig Mandoline, Gitarre, hinten vier Schlagzeuger. 15 Instrumentalisten. Die Struktur von Éclat ist luftig, das Verfahren teilweise aleatorisch. Die Instrumentation wird vom Gegensatz lang- und kurzklingender Instrumente bestimmt. Prägend ist die für Boulez charakteristische Spannung zwischen Sachlichkeit und Sinnlichkeit. Simon Rattle leitet. Die Linke agiert scheinbar spontan in der Zeichengebung per Zeigefinger. Die Rechte zeigt per Fingerzahl die Motivwahl. Rattle leitet sparsam, aber mit Emphase.

Simon Rattle Berliner Philharmoniker Mahler Sinfonie Nr. 7 Pierre Boulez Éclat
Rattle und die Berlin mit Mahler 7 und Boulez‘ Éclat

Es folgt ohne Pause die Sinfonie Nr. 7 Gustav Mahlers. Deren immense Dimensionen und Gehalte schließen sich zur vielleicht maßlosesten Instrumentalsymphonie Mahlers zusammen. Über den ersten Satz, der klangsüchtig weit und mirakulös straff gelingt, fällt der riesenhafte Schatten von Solo-Horn und Solo-Posaune. Auf gleichem Niveau befinden sich die Binnensätze – die zwei sogenannten „Nachtmusiken“, zentral das Scherzo. Im naiven Strahlen des Finales bewahrt sich ein Hauch Operette. Der Gedanke an das helle Finale der gestrigen Brahms Zweiten liegt nahe. Dass der Ruf des Finales schwankt, das bezeugt selbst der unerschütterliche Adorno („jenes ominös Positive, das freilich das Finale ruiniert“), ansonsten ein Mahlerianer, wie er im Buche steht.

Die Wiedergabe unter Rattle ist makellos.

Ovationen.