Da war doch was? Richtig. Die ganze Welt – zumindest jener Teil von ihr, der schöne Stimmen liebt – dachte, Anna Netrebko bereite sich derzeit mit aller anzunehmenden Sorgfalt auf eines der aufsehenerregendsten Rollendebüts ihrer Laufbahn zu. Norma in London (September 2016) und New York (September 2017), da war der Plan. Denkste.

Wie das Londoner Royal Opera House mitteilt, habe Anna Netrebko sich entschieden, die Rolle der Norma aus Bellinis gleichnamiger Oper nicht in ihr Repertoire aufzunehmen.

„Diva Russian soprano quits the Royal Opera House for the second time in two years after an ‚unexpected evolution‘ of her voice“, meint mit einem Unterton moralischer Enttäuschung die Londoner Daily Mail. Vor zwei Jahren sagte Netrebko Gounods Marguerite ab, da die Partie nicht (mehr) zu ihrer Stimme passte. Der gleiche Grund ließ die russische Sopranistin offenbar erneut einen Rückzieher machen. „One of the world’s leading sopranos has pulled out of the Royal Opera’s autumn production of Norma„, wie es der Guardian formulierte.

Hier ist der Text, den das Royal Opera House of London auf seiner Seite veröffentlichte:

„As I have begun to prepare the role, I have come to the unfortunate conclusion my voice has evolved in a different direction. This is something I could not have anticipated when Maestro Pappano and I planned this project four years ago, as we singers have to make decisions about roles and projects several years in advance. It pains me greatly to disappoint him, the Royal Opera House, and audiences in the UK. Knowing that tickets will soon go on sale and not wanting to mislead anyone, I feel I must now be honest with myself as an artist and make this very difficult decision.“

Berliner Opernfreunde erinnern sich noch lebhaft an den Rückzug Netrebkos aus dem Berliner Don Giovanni an der Staatsoper im Frühjahr 2012. Offiziell wurden damals familiäre Gründe für die Absage genannt. Es gab jedoch auch Stimmen, die meinten, Netrebko habe damals entschieden, dass die Rolle nicht mehr zu ihrer Stimme passe.

Die Dresdner werden sich freuen. Anna Netrebkos zweites spektakuläres Rollendebüt dieses Jahres, Elsa in Wagners Lohengrin, wird wohl wie geplant mit Netrebko über die Bühne gehen.