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Beethoven Sinfonien Nr. 1,2 & 3
Erste Sinfonie. Es kam schließlich die Zeit, da hörte man innerhalb von 18 Stunden fünf Beethovensinfonien. Das ist selbst für ausgebuffte Konzertgeher kein Pappenstiel. Es ist draußen nicht mehr minus 15, sondern nur noch minus sieben Grad. Die Erste wurde ihrem Ruf als widerspenstigste der Beethovensinfonien gerecht. Man weiß nicht, was man von der Ersten halten soll. Die Erste ist wie der blasse Verwandte, der auf der Familienfeier immer am anderen Ende vom Tisch sitzt. Kurzum: Schön gespielt von den Wienern, jedoch, herrje, ohne damit irgendeine Aussage oder auch nur eine Tendenz zu einer Aussage zu verknüpfen. Simon Rattle gelang die Erste 2008 auch nicht so richtig.
Zweite Sinfonie. Stellenweise traumhaftes Orchesterspiel. Auch Thielemann legt einen Zacken zu. Das flutscht. Wenn ich Österreicher wär, würde ich meinem Erstaunen mit dem Satz Ausdruck geben: Do schaust wie a Uhu noch’m Woidbrand. Im Finale ist die Spannung nach der Hälfte dann auf einmal wieder weg. Vielleicht ist ein Finale in Wien was anderes als ein Finale in Berlin. Während man in Berlin vom ersten Takt an die Schlusskadenz fest im Blick hat, mag man’s in Wien womöglich a bissl g’schlenzter, legt zwischendurch eine Vesperpause ein und zischt einen Heurigen. 40 Minuten Pause.
Dritte Sinfonie. Thielemann fängt während des Publikumsgemurmels an, wie auch bei der Fünften. Das hat was. Die Dritte ist fast überall traumhaft schön. Die Durchführung hat etwas allerdings was von Gewurschtel. Während das zweite Thema des ersten Satzes anfängt, zieht Bratenduft vom Südfoyer (Bewirtung für geladene Gäste in der Pause) in den Saal. Wieder keine Zugabe. Ja mei. So was Saudeppertes aber auch. Heute war die letzte Chance auf eine Zugabe. Was wäre gegen einen kleinen Walzer, eine kleine Polka einzuwenden gewesen? Morgen nach der Neunten spielen sie nie und nimmer eine Zugabe.