Schlagwörter
Berliner Philharmoniker Bernard Haitink Frank Peter Zimmermann Kurtág Stele Brahms Violinkonzert Bartók Konzert für Orchester
Haitink, wie er leibt und lebt: rosiges Gesicht, ein lichter weißer Haarkranz. Tränensäcke. Wie stets mit Fliege und im Frack, in dem das Einstecktuch sitzt (Rattle wechselt zwischen Frack und Kittel). Er stützt sich beim Abgang auf das Geländer, geht etwas schief, doch mit freundlicher Grandezza, die die eigene Größe heiter nimmt und sich für die Langsamkeit lächelnd zu entschuldigen scheint. Die stabhaltende Rechte geht in einer Art krakeliger Handschrift auf und nieder, mit kurvigen Schwüngen nach links und rechts. Doch die Stabspitze bewegt sich präzise, sie hüpft millimetergenau auf, nur aus Handgelenk und Ellbogen bewegt. Die großen Hände wirken stets etwas unbeholfen, wenn sie ruhen. Selten kommt der Oberarm zum Einsatz. Die Linke liegt manches Mal unbewegt an der Seite. Bernard Haitink scheint immer auf eine innere Partitur zu hören, auf den Widerhall unzähliger vergangener, doch im Konzert wieder gegenwärtiger Dirigate. Er strahlt eine kindliche Zufriedenheit aus, als würde er ein zutiefst befriedigendes Spiel spielen.
Kurtágs Stele war sehr eindrucksvoll. Die abebbenden Aufwallungen gegen Ende dirigiert Haitink mit einer kräuselnden, zitternden Linken auf halber Höhe. Die Fagotte haben blaue Tücher in die Öffnungen gesteckt.
Frank Peter Zimmermann verlässlich hohes Niveau. Das war doch eine andere Sache als Janine Jansens Brittenkonzert. Ein Handy klingelte während des gesamten Brahmskonzertes in einer Tasche, gedämpft zwar, doch deutlich vernehmbar. Kann man ein derartig asoziales Verhalten nicht zu korrigieren versuchen, indem man solche Leute vor die Wahl stellt, entweder ein Jahr lang die Schuhe der Philharmoniker zu putzen oder für den Rest des Lebens FDP zu wählen? Über die Asozialität der Huster, Räusperer, Auspacker von Bonbons und Handtaschenkruschtler mag man da schon gar nicht mehr reden. Leute, werdet gesund oder kruschtelt präventiv oder post festum – entweder vorher oder nachher.
Kritik Bernard Haitink: gewohnt hohes Niveau