Tenor Andrew Richards in cooler Umgebung // Foto: k.A. / tenorrichards.com

Das Schicksal dieser Aida an der Staatsoper Berlin heißt Pet Halmen. Er inszenierte und besorgte das Bühnenbild. Es ist eine Inszenierung, die man nicht vergisst, auch wenn man es wollte. Noch meine Weihnachtsgans hat einen Beigeschmack von Pet Halmen. Den Kostümen sieht man vom hintersten Hörerplatz an, dass sie irgendwann einmal im Kostümlager landen werden. Es gibt neben der Norma keine Inszenierung an der Lindenoper, der die Biederkeit in solchem Maß aus den Ohren quillt. Mussbach sollte sich an einem Wochenende eine Notinszenierung auf die Beine stellen, die ohne viel Zusatzkosten den betulichen Muff des hanebüchenen Bühnenbildes ummodelt. Ehrlich gesagt, habe ich wenig von der Inszenierung behalten. Diese Aida spielt im ägyptologischen Museum und alles ist ziemlich blau – zwei Dinge, die sonst

wenig miteinander zu tun haben. Mit den Sängern könnte man leben. Andrew Richards (Radamès) hat eine Tendenz zum Trockenen, Norma Fantini (Aida) eine zum Lauten und Undifferenzierten und Waltraud Meier (Amneris) fehlt zur vollen Ausbreitung ihres Satansbratenpotenzials ein bissl die deutsche Sprache. Bei Waltraud Meier hört sich das Italienische an, als wären unter dessen Epidermis plötzlich zu viele Knochen aufgetaucht. Doch alle sind sie höchst hörenswerte Sänger. Dennoch rate ich ab. Wer hier reingeht, muss Pet Halmens Inszenierungslebertran bis zum letzten Akt auslöffeln. Mit dem Dirigenten Dan Ettinger konnte ich nie viel anfangen. Irgendwelche Qualitäten muss der Mann ja haben, nur mir sind sie, so viel Respekt einer verdient, der an der Staatsoper Aida leitet, nie klar geworden. Außerdem erlebte man die Unwirtlichkeit eines ausverkauften, touristisch lärmenden dritten Ranges. Hilf, Verdi.