Intermezzo ist die einzige Oper, in der ein Rodelunfall eine zentrale Rolle spielt – Tobias Kratzer macht an der DO daraus einen Autocrash mit Blechschaden.

Bei der Premiere war die Christine (Maria Bengtsson) eine Dame mit Stil und feinem Charme. Bei Flurina Stucki kommt unterm Temperament das Ordinäre heraus. So wie wenn Anna Smirnowa in Aida die Amneris verkörpert. Das tut der Strauss’schen Figur unrecht. Stucki, nächstes Jahr die Elsa, hat eine schwer-schöne Stimme, aber vom textverständlichen Parlando wäre mehr schön, vom leichten Schlingern des Soprans im Finale gegebenenfalls weniger. Bei den Herren versteht man jede Silbe, aber Blondel ist ein klanglich unnötig eindimensionaler Baron Lummer, und dem Dirigenten Storch von Philipp Jekal wünschte man ein Körnchen Hermann Prey in der Stimme. Szenisch ist bei Jekal aber jeder Zoll Extraklasse.

Anna Schoeck ist eine angemessen patente Anna, und Clemens Bieber befriedigt vollauf als imposanter Stroh.

Regisseur Tobias Kratzer macht die Hauptpersonen schlechter (unsympathischer), als sie von Strauss gemeint waren. Dafür pustet er den Staub von Straussens hörenswertem Intermezzo, in dessen Musik, ohne dass man es merkt, einiges von der Komplexität der Frau ohne Schatten steckt.

Runnicles dirigiert herzhaft. Er bringt Druck in die zahlreichen Zwischenspiele. Das klingt aufregend – und anders als das Wien, das aus Rosenkavalier bekannt ist: mehr Meidling als Leopoldstadt.