Was ist Die Sache Makropoulos? Eine Oper, aufregend, vertrackt, seltsam bis zur Verschrobenheit, von 1926, tschechisch.

Wenn man irgendwo hören kann, wie das Prag der Kafka-Zeit, späte 1910er, frühe 1920er war, dann bei Janáček, und ganz besonders bei Makropoulos (genaue Spielzeit: 1922).

Und dennoch vermischen sich hier Gegenwart und fernste Vergangenheit in dieser Kanzlei-, Diven- und Alchemistenoper, die das k.-und-k.-Böhmen des 19. Jahrhunderts beschwört und dann noch weiter zurückgreift bis auf das kaiserliche Prag Rudolfs II. Die Wiederaufnahme enttäuscht zwei Mal. Rachel Harnisch kann erstens stimmlich nicht überzeugen, und Finnegan Downie Dear am Pult der Staatskapelle kann zweitens der Partitur keinen präzisen Puls geben.

Foto: Monika Rittershaus

Makropoulos ist kein leichtes Stück, aber eines, aus dem eine kundige Regie-Hand Witz und Tiefgang herauskitzeln kann. Claus Guth kann es. Das zeigt die Wiederaufnahme. Guth lässt das Bühnenbild glänzen, die muffige Kanzlei, den reizlosen Opernhausflur, den mondänen Hotelkorridor (Étienne Pluss, später Nachkomme der in der Oper erwähnten Prus?). Prompt wird das vom singenden Personal fantasievoll bespielt. Und vom stummen Personal. Denn das liefert, als gelenkige Anwaltgehilfen oder Hotelpagen, eine genaue Choreographie (Sommer Ulrickson). Das Überlicht des Ewigkeitsraums zum Schluss lässt die Lebenden um Dr. Kolenaty beinah als Verlierer erscheinen, die ratlos im grauen Prager Alltag zurückbleiben.

Viel Beifall für Sänger und Orchester bei trotz Samstag schwach verkauftem Haus.