In einer kleinen Novemberserie läuft an der Komischen Oper die flott von Henrik Nánási angetriebene commedia lirica Falstaff. Kosky hat Verdis letztes Bühnenwerk, komponiert Anfang der 1890er als tönend fröhlicher Weltopernabschied, kräftig durchgejuxt. An der Behrenstraße ist Falstaff eine Posse, die schier nicht aufhört, optisch quietschbunt, szenisch quatschbetont, ohne es mit der Bissigkeit zu übertreiben. Das Motto heißt: Augenreiz statt ernster Untertöne.
Der Falstaff ist ein Koch, Scott Hendricks spielt ihn hinten rum nackig, gar nicht fett, sehr präsent, auch vokal, aber zu den Branchengrößen fehlt in der Kehle die eine oder andere acciuga.
Dem Ford leiht der souveräne Thomas Lehman die Präsenz des ständig eifersüchtigen Biedermanns. Dessen lebenslustige Gattin Alice meistert Yaritza Véliz vergnüglich soprangeläufig. Das toughe Windsorer Frauenquartett vervollständigen die gewiefte Quickly der Agnes Zwierko und die extrem hörenswerte Meg von Deniz Uzun (ein Mezzo, zugleich kühl und warm und muss ich wiederhören).

Entzückend soubrettig die Nannetta von Penny Sofroniadou, und deren Liebster wird fein tenoriert vom langen Caspar Singh (hörenswert und einer der besten heute).
Der Abend macht Spaß, funkelt freilich etwas vordergründig. Auch die stimmlich bestens bewährten Johannes Dunz (Cajus), Timothy Oliver (Bardolfo) und Seth Carico (Pistola) agieren irgendwie bemüht verwitzt. Der Chor singt gut, und besser als der von der Staatsoper im Troubadour. Dafür war der Nanási nicht immer wählerisch in den Mitteln.
Lohnt sich das ? Habe die Bilder gesehn und die Kritiken gelesen und mich bisher nicht überwinden können. Obwohl ich normalerweise jeden Falstaff anschaue, den ich kriegen kann. Wenn mich jemand fragen würde : welche Oper nehmen Sie mit auf die einsame Insel, so ist es die. Denn solch eine Lebensfreude, Komplexität und (Selbst-)Ironie, wo kriegt man die sonst ?
Thomas Lehman ist bestimmt ein sehr guter Ford. Wahrscheinlich besser als der letzte an der Staatsoper. Überhaupt hat der eine tolle Bariton-Stimme. Zum Star reicht es vielleicht nicht, aber ist das nötig, wenn einer so kultiviert und schön singen kann ?
Weiß nicht, ob ich mir die Kosky’schen Popophantasien noch antun werde. Lang läufts ja nicht mehr. Verpasse ich was ?
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Sie verpassen nichts
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Wenn Sie Falstaff lieben, verpassen Sie etwas, wenn Sie das nicht kennen! Bei allem Respekt vor dem famosen Herrn Schlatz – ich fand es viel besser als er schreibt!
Der nackte Po sind vier Sekunden in einer für mich ansonsten großartig gemachten Inszenierung. Anfang des dritten Aktes z.B. dachte ich zunächst, dass ich mehr Wald sehen möchte (es gibt nämlich gar keinen) bzw. Waldstimmung – und dann legen Ensemble und vor allem der Chor einen Sommernachtstraum vom Allerschönsten hin! Finde ich zumindest….
Mir haben auch alle Sänger (natürlich mit Abstufungen) gut gefallen und das Orchester macht das auch sehr gut – klar, es knallt manchmal ein bisschen, aber wie würde man es finden, wenn das nicht passierte? Vermutlich irgendwie zu wenig.
Von mir alle Daumen hoch.
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wow
ich kann das nicht, solang ich’s probier
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Gibt es überhaupt ein Tempo, das Bach hier vorgeschrieben hat ??
ich denke nicht.
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mamma mia
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Also warum der Kosky als alter Opernliebhaber hier die hintern entblößt
das ist mir völlig unverständlich
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pobereit ? Ist das sein Abschied aus Berlin ?
das kann man ja kaum glauben
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Wenn in 10 Jahren der ÖRR abgeschafft ist, hänge ich mir die Fotos von Mesdames Schlesinger und Vernau und Monsieur Singelnstein übers Bett und kotze einmal am Tag drauf.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/rbb-zahlt-intendantin-die-mietkosten-neues-vom-skandalsender-18476831.html
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Na, na, na
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Diese Karajan Antipathie bei den Vanis ist putzig
https://van-magazin.de/mag/vesuveruption-vs-eiche-rustikal/
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Händel war sozusagen der erste international Berühmte aus der queer-Szene. Sehe ich das falsch ?
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Karajan hat auch diesem hier geholfen :
Wohin es nicht führen kann, wenn ein rationaler Preusse die Dinge warm und gefühlvoll und bei Notwendigkeit auch autoritär behandelt…
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