Musikfest Nr. 3.
Lutosławskis Trauermusik für Orchester. Der Typ von den Geigen mit dem phänomenalen blonden Haar saß vor zwei Jahren noch bei den Philharmonikern als Orchesterakademiker.
Béla Bartók, 3. Klavierkonzert. Yefim Bronfman im Finale herb und schnörkellos, Gatti weich konturiert. Bronfman im 2. Satz klar und konsequent, Gatti farbig und diszipliniert. Bronfmans Schnörkellosigkeit lebt ohne äußerlichen Effekt, ohne Pathos, ohne Schneidigkeit. Aber durchaus mit scheuer Lust.
In den Ecksätzen lodert sachliches Feuer, auf eine selbstverständliche, subjektlose, robuste Art. Bronfman kommt zu fieberhaft intensiven Ergebnissen, wenn die Rechte ganz rechts auf der Flügeltastatur hart am Arbeiten ist. Gattis Vortrag ist von Heiterkeit geprägt. Er sucht die Mitte. Nicht die Extreme.
Sergej Prokofjew, Romeo-und-Julia-Suite. Mann, diese irreale Präzision. Das Royal Concertgebouw Orchestra verfügt über eine vollmundige Totale, die nie die herrliche Detailversessenheit verliert, auch nie die rauschende Individualität der Stimmgruppen vermissen lässt, nie die übernatürliche Weicheit der Streicherkonturen. Die Höhepunkte: isolierte Holzbläser, die angenehme Fluorezenz der Flöten, die klaren Trompeten. Man erlebt den Perfektionshunger des Orchesters, den es sonst nur so bei den Berlinern gibt (die Wiener geben sich selten mit purer Perfektion zufrieden, sie suchen immer noch ein Stück schlawinerhafte Schlamperei zu integrieren).
Daniele Gatti leitet kultiviert und flexibel, weichphrasig, entfacht Soft-Feuer.
Die Dichte an Philharmonikern unter den Zuhörern ist höher als sonst.
Der Saal ist bei weitem nicht ausverkauft, was heißt, dass die Berliner erstmal zu den Philharmonikern gehen und dann zu Hause bleiben, um dann eventuell noch zum Amsterdamer Concertgebouw Orchestra zu gehen. Der herzliche Applaus zeugte von tiefem Respekt vor dem Renommée des Orchesters.
Das Vorspiel zum dritten Meistersingerakt, das zugegeben wird, ist hochkultiviert, mit einem Zusatz lässiger Festlichlichkeit ohne Wärme , in einem höheren Sinne der Barenboim-Stadt Berlin aber lässlicher Magerquark.
„Lässlicher Magerquark“?
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Excellent performance. Daniele Gatti did a great job. For me the RCO is clearly the best orchestra in the world
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RCO is clearly the best orchestra in the world
Da lachen ja die Hühner. Und die Wiener.
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Berliner = mehr Power, mehr Bass, mehr Leidenschaft
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Das Orchester ist wie immer bei seinen Berliner Gastspielen in großartiger Verfassung.
Ein pures Vergnügen und einer der Höhepunkte nicht nur des Musikfests.
@Der Saal ist bei weitem nicht ausverkauft >> Es ist natürlich schwierig, mitten in der Woche mit einem Lutoslawski-Prokofjew-Programm 2400 Karten zu verkaufen. Die Hausherren reservieren sich wie immer eigennützig die Freitags und Wochenendtermine. Das macht es den anderen Formationen schwierig genug. Die kämpfen sowieso alle gegen den Nimbus der Berliner Philharmoniker an und das dann auch noch einen Montagabend oder meinetwegen Mittwochabend.
Gatti stöhnt ziemlich rum, aber er hält den Laden zusammen. Ich gehe damit d’accord, dass er kein Himmelsstürmer ist. Aber er ist ein sehr erfahrener, umsichtiger Leiter. Daumen hoch.
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Wissen Sie welche Zugabe Bronfman spielte?
Mit freundlichen Grüßen
Holger
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F-Dur Etüde aus Chopins op.10. Etwas langsamer als Pollini, aber mit charmanterem Schluss als Pollini.
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Danke! Mit hat Bronfman sehr gut gefallen. Der langsame Satz war groß und beeindruckend gespielt.
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