
Auch gut. Toshio Hosokawas Kammperoper Hanjo (komponiert 2003/04, Premiere: 2004) dauert nur 1:16 Minuten. Das ist schön, wenn vorm Opernhaus Sommer ist, hinter mir eine ganze Saison liegt und nebenan der Biergarten mit Berliner Weiße lockt.
Toshio Hosokawa komponierte eine kammermusikalisch durchsichtige Musik, die zur einen Hälfte aus Glissandi der Solostimmen des Orchesters besteht und zur anderen Hälfte aus – Psssssssst! – Pianissmi. Alles sehr apart und beklemmend.
Georg Nigl ist Yoshio. Nigls Bartion beeindruckt mit unsinnlichem Timbre und intensivem Klang. Diese Art muskulösen Vibratos muss einen Orchestermusiker zur Verzweifelung bringen, da der Hörer sich nur noch Nigl hört, wenn der singt.
Ursula Hesse von den Steinen singt Jitsuko. Der ganz gute Eindruck einer klangvollen Tiefe und Mitte wird vom ganz schlechten Eindruck uneleganter Glissandi und unsicherer Tonhöhen konterkariert.
Ingela Bohlin (Hanako) sang auch die Uraufführung. Sie gefällt mit präziser, gefiederter Höhe.
Alle leiden hier durch Warten. Hanako wartet. Yoshio wartet. Jitsuko wartet. Diese Oper hat eine klare Botschaft: Warten gehört zum Leben, aber zu viel Warten ist nicht gut. „So ist es das mit dem Warten.“ (Jitsuko). Viel Applaus für Sänger und Musiker. Hosokawas Matsukaze hatte mehr… Biss.
Die kammermusikalisch ausgedünnte Staatskapelle gibt der Musik ein griffiges Profil, doch kein ausreichend hellsichtiges, um jedes Detail symbolistisch zu durchleuchten. Günther Albers leitet genau von der Seite aus.
Die Regie (von Calixto Bieito) ist nicht die starke Seite der Produktion. Das Bühnenbild seinerseits (Susanne Gschwender) ist nicht die starke Seite der Regie.
Fazit: Die Staatsopernproduktion von Toshio Hosokawas Hanjo ist etwas speziell, reichlich sehens- und überaus hörenswert.
Ich habe die Oper Hanjo in der Premiere erlebt und war (und bin immer noch) begeistert. Auch die Inszenierung habe ich als schlüssig erlebt. Das fing bei der intensiven Personenführung an und zog sich durchs gesamte Bühnenbild hindurch bis in so kleine Details wie den Freitod Yoshios. Auch die Gleise so dominant ins Bühnengeschehen einzubeziehen war dem Stück angemessen.
Als Kritikpunkt würde ich anmerken, dass der Rauch zeitweise die Lesbarkeit der Übertitel beeinträchtigte.
Die drei Sänger hatten eine bewunderswerte Bühnenpräsenz, insbesondere Ursula Hesse von den Steinen. Ich weiß nicht, welche „unsichere Tonhöhen“ der Rezensent gehört hat, ich zumindest habe keine einzige gehört. Ursula Hesse von den Steinens Verkörperung der Jitsuko hatte große Klasse. Ursula Hesse von den Steinen konnte man schon in der Komischen Oper hören, was der Autor offensichtlich verabsäumte zu tun.
Sicherlich ist die Staatskapelle unter Barenboim zuallererst ein (Spitzen-) Orchester für die deutsche Romantik, doch die Leistung der einzelnen Musiker war nuancenreich und vielschichtig.
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Ich war ebenfalls in der Premiere. Typisches Sujet von Hosokawa , hoher Frauenanteil… Gegenüber der Regie von Bieito hege ich leise Zweifel hehehe Jedes Mal, wenn einer der Protagonisten über die scheinbar echten Steine des Bahndammes gestolpert ist, erlitt ich einen handfesten akustischen Schock. Aber echt geniale Musik, irgendwo zwischen Spährenmusik und Wiener Schule Expressionismus von einem echten Frickler zusammengebastelt.
Seit dem Klavierabend mit Sokolov war das gut und gerne die eindruckvollste Musik, die ich gehört habe.
OK, Nigl ist ein Extrakönner.
OK, Ursula Hesse von den Steinens Technik hat einige wenige Aspekte, die sich nicht ganz koscher anhörten, war aber OK.
Das Hornkonzert Hosokawas hat Berlin Phil bekanntermaßen vor 2 Jahren mit dem kolossalen Stefan Dohr uraufgeführt. War bunter, kontrastreicher. Viel Pauke, mehr Schlagwerk. Aber das ist anderes Thema.
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Hanjo is a great opera by a great composer. I especially liked Ingela Bohlin’s exquisite soprano
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