Unerwarteterweise stand Anna Netrebko für ein Interview mit Opern- & Konzertkritik Berlin nicht zur Verfügung. Wir tun einfach so, als wäre sie trotzdem da gewesen.
Singen Sie in der Dusche, Frau Netrebko? „Ich singe auf den Proben, zu Hause überhaupt nicht. Silenzio!“ (Brigitte woman). Singen Sie beim Putzen? „Ich singe nicht, wenn ich putze. Das sind zwei unvereinbare Dinge.“ (SZ) Gibt es in Ihrer künstlerischen Entwicklung etwas Neues? „Ich entledige mich der jungen Mädchen und der leichten Charaktere und wechsle zu den reiferen Damen“ (titelmagazin.com). Was denken Sie, wenn Sie Ihren Kalender von vor 10 Jahren durchblättern? „Anna, du bist keine 30 mehr!“ (format.at). Können Sie das präzisieren? „Nun bevorzuge ich aber mehr und mehr den etwas eleganteren, edlen Stil, den auch mein Mann so an mir schätzt, trete ruhiger auf, more sophisticated!“ (format.at) Ruhiger? More sophisticated? „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich absolut keine Diva bin.“ (format.at)
Eine Anmerkung zu Ihrem Gewicht? „Opernsängerinnen sind heute kräftig, nicht fett. Massiv, nicht fett.“ (SZ) Wie sehen Sie sich selbst? „Ich bin kein bisschen zierlich. Ich habe ein starkes Kreuz, einen ordentlichen Brustkasten.“ (SZ) Ihr Charakter? „Es ist etwas Soldatisches in mir“ (Brigitte woman). Singt Ihr Mann auch nicht zu Hause? „Hahaha, Erwin singt niemals am frühen Morgen.“ Aber am Vormittag? „Erwin singt gern zu Hause, aber entspannende Musik, Bossa Nova zum Beispiel.“ (Brigitte) Super. Erwin scheint ein gutes Thema zu sein. Irgendwelche Tabu-Themen zwischen Erwin und Anna? „Wir sprechen über alles.“ (welt). Ist Erwin nicht genervt, weil Sie nie zu Hause sind? „Erwin ist ja auch ständig unterwegs“ (Brigitte) Stimmt auch wieder.
Themenwechsel. Was halten Sie vom Essen? „Essen ist meine Priorität“ (Tagesspiegel). Was essen Sie in Russland? „Russischen Salat, Borschtsch, Piroggen, Pelmeni, Wareniki.“ Das klingt nach ziemlich viel… „Wenn ich nach Russland fahre, esse ich mehr und nehme zu“ (Tagesspiegel). Wie haben Sie’s am liebsten? „Alles mit saurer Sahne, plopp“ (Tagesspiegel). Keine Heißhungerattacken während der Schwangerschaft? „Keine Heißhungerattacken“ (Welt). Lesen Sie Ihre Mails? „Ich weiß nicht, wie man einen Computer einschaltet“ (Kronenzeitung). Frau Netrebko, Sie nehmen uns auf den Arm! „Ich habe keine Mail-Adresse. Meine Website habe ich nie gesehen.“ Aber Erwin googelt Sie hin und wieder? „Einmal hat er mich gegoogelt. Ich sagte: Oh Gott, so viele Einträge!“ (KZ) Gibt es sonst Dinge, auf die Sie verzichten können? „Ich brauche kein GPS“ (Tagesspiegel). Ist ja interessant.
Nächstes Thema. Was tragen Sie im Frühjahr? „In diesem Frühjahr trage ich einen Mix vieler Designer: Valentino, McQueen, Chanel, etwas von Gucci und Prada.“ (format.at) Haben Sie da nicht gerade etwas vergessen? „Ach, ganz vergessen, ich habe eine Rolex“ (SZ). Gibt es nicht mal auch was umsonst? Ich meine, für Sie, als Netrebko? „Escada schickt mir Kleider und schöne Schuhe für die Aufführungen.“ Müssen Sie das wieder zurückgeben? „Ja, bis auf zwei super Handtaschen, die durfte ich behalten.“ (SZ). Wo kaufen Sie persönlich gerne ein? „New York. Das ist die beste Adresse zum Einkaufen auf der ganzen Welt.“ (SZ) Und Ihre Handtasche, Frau Netrebko? „Die ist von Pollini.“ (SZ). Und nun ganz allgemein. Was tragen Sie gerne? „Dolce & Gabbana, Marc Jacobs natürlich. Und Catherine Malandrino.“ (SZ) Welchen Stellenwert haben Schuhe für Sie? „Ich gebe mein ganzes Geld für Schuhe aus.“ (SZ). Was hassen Sie? „Manolo Blahnik hasse ich.“ (SZ) Was ist Ihnen zu teuer? Jimmy Choo? „Zu teuer.“ Was mögen Sie? „Ich mag Sergio Rossi.“ Die schönsten Schuhe? „Die schönsten Schuhe kommen von Rene Caovilla.“ (SZ)
Irgendwelche Fehler, die Sie uns beichten müssen? „Ich kann faul sein, sehr sogar!“ (Brigitte). Noch einen Fehler? „Ich schau mir das russische Fernsehprogramm an“ (titelmagazin.com). Kommen wir zu dem, wovon Sie am meisten verstehen, zur Musik. Gibt es Momente, in denen Sie Ihren Beruf hassen? „Das größte Problem mit den Kostümen ist, dass viele unglaublich schwer sind“. Was heißt das? „Ich kriege oft blaue Striemen davon. Andere kratzen, jucken oder riechen komisch, weil zu viele Leute sie getragen haben.“ (SZ). Wagner, ist das was für Sie? „Ich glaube… nicht, dass es bei Wagners Elsa Probleme mit der Stimme geben könnte.“ (HNA) Ihre Vorbilder? „Die Callas … halt, ich rede nicht über sie“ (Tagesspiegel). Ähhh… Warum nicht? „Keiner weiß, woran die Callas wirklich gestorben ist.“ (SZ) Können Sie etwas genauer werden? „Die Wahrheit ist: Maria Callas sah Audrey Hepburn und kopierte sie einfach.“ (SZ) Interessant. Was verbietet sich vor einem Auftritt von selbst? „Vorher trinken geht eigentlich überhaupt nicht.“ (SZ) Und was werden Sie gleich machen, Frau Netrebko? „Nach diesem Interview will ich essen gehen. Ich habe in mehreren Restaurants angerufen. Aber nirgendwo gab’s mehr Plätze.“ (Kronenzeitung)
Zum Schluss noch ein paar perönliche Fragen. Frau Netrebko, sind Sie ruhiger geworden? „Früher habe ich einfach drauflos geredet.“ (Welt) Ihr liebster Laufstil auf der Bühne? „Packpackpackpack, so sollte ich laufen“ (Tagesspiegel). Frau Netrebko, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.
Haha, „Ich weiß nicht, wie man einen Computer einschaltet.“
Super, Anna!
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A.N. wie wir sie kennen und lieben. Netrebko in Brittens War Requiem ist übrigens eine recht interessante Wahl. See http://www.annanetrebko.com/schedule/ Ich bin doch noch sehr gespannt, ob ihre Wagnerpläne (Dresden Elsa, Bayreuth) in Erfüllung gehen werden. Das Interview im Tagesspiegel kannte ich schon, es war eines der besseren, die ich mit Anna Netrebko gelesen habe. Noch besser aber finde ich das in der Süddeutschen, das ich vorher noch nicht kannte. Knackig und frisch und nicht so à la Hofberichterstattung wie oft in den österreichischen Medien. Aber klar, die Süddeutsche hat wahrscheinlich bessere Journalisten in der Pipeline als Kronenzeitung. Anna Netrebko wäre für mich ein heißer Kandidat für die „99 Fragen“ aus dem Zeitmagazin, die Moritz von Uslar immer so gut hinbekommt. Ich kann mich jetzt noch kaputtlachen über das Interview mit Julio Iglesias.
By the way http://www.zeit.de/2010/35/99-Fragen-Enrique-Iglesias
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Gibt es schon :-)
http://www.zeit.de/2012/29/Anna-Netrebko
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Upps. Ist mir entgangen. OK. Sonst ist die ZEIT ja bekanntermaßen inzwischen ein Armutszeugnis, was Berichte aus dem Konzertleben angeht. Man sollte die Herren und Damen in Hamburg daran erinnern, dass es bei der ZEIT einmal eine Dame namens Eleonore Büning gegeben hat, die erbarmungswürdig über Konzerte mit Pollini, Abbado und Rattle geschrieben hat. Die schreibt ja inzwischen bekanntermaßen für eine bekannte Tageszeitung.
Bei der ZEIT ist die aktuelle Berichterstattung auf Klatschniveau gesunken. Konzert des Gewandhausorchesters beim Papst, sowas interessiert die. Sonst bringen sie Interview auf Interview. Barenboim etc. Und wenn mal was über den aktuellen Zustand der Philharmoniker kommt, lassen sie jemanden ran, der nur halbe Ahnung hat oder generell uninteressiert ist.
Kann es sein, dass das letztes Mal Anno 2008 der Fall war, bei Rattle Brahms???????? Wenn die Bayreuth-Schwestern einen Pups machen, wird sofort ein Artikel draus gemacht. Aber wann gab es die letzte ernstzunehmende Kritik eines klassischen Live-Konzertes? Katastrophe.
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I love Anna Netrebko!
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Ich melde mich noch mal :-)
Das ist so typisch Netrebko: kokett und lustig, lebhaft, extravagant. Ich glaube es sofort, wenn sie meint, sie sei keine Diva. Ich habe Netrebko letztes Jahr in der Philharmonie gehört und sie war einfach entzückend.
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@ZEIT bekanntermaßen Armutszeugnis
Sehe ich ähnlich. Vor ein paar Wochen hat Mirko Weber einen lobenswerten Versuch gestartet, und zwar mit einem Kurzbericht über Gergiev und die Münchener Philharmoniker. War eher Glosse, aber immerhin. Möglich, nein wahrscheinlich, dass Konzerte auf Berliner bzw. Münchner Niveau in HH dünner gesät sind. Die ZEIT ist gut für Film, Literatur, Theater. Für klassische Musik ist jede Regionalzeitung informativer. Sonst natürlich Süddeutsche, FAZ und die nette CLM im Tagesspiegel ist ja auch schon sehr lesenswert.
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Anna is the best singer in the world.
She has an irresistible, magnetic voice.
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