Der Ausgangspunkt für dieses Konzert war meiner Ansicht nach folgender. 1., Zubin Mehta ist ein guter Dirigent, aber nicht für Bruckner. 2., Überlänge und -druss liegen bei Bruckner nah beieinander. Doch es kommt anders.
Bruckners Achte unter Zubin Mehta ist hörenswert. Nur das Finale ist etwas schwächer.
Zubin Mehta dirigiert – und die Berliner Philharmoniker spielen – selbstverständlich und locker. Die Ecksätze sind frei von demonstrativer Schwere und mühsamer Weitläufigkeit. Die ominöse Achte klingt bei Mehta fließender als sonstwo. Will Mehta uns feinfühliger und glücklicher machen anstatt uns mit Blech zu erschlagen? Mehtas 8. gefällt durch eine sanfte Fülle, die die Details gerade in solchem Maße herausstellt, wie es nötig ist. Die Schwere des tiefen Blechs (Waldhorntuben, Posaunen, Tenor- und Baßtuba) wirkt nicht als düstere, sondern als wärmende Pracht. Das Scherzo war recht entspannt.
Hervorragend getroffen im langsamen Satz ist das souverän abgebildete und äußerst flexible Stimmgewebe, ebenso das malerische Hervortreten des Streicherflaums, der fließende Glanz der hohen Geigen. Die Violinen können nach Mahler klingen.
Der letzte Satz hatte nicht mehr die bezaubernde Wirkung. Er gerät womöglich zu flott und zu leichtgewichtig. Die letzte pp-Stelle des Satzes war noch einmal zauberhaft (Streicherfigurationen, punktiertes, liegendes Holz). Der Schluss gerät bloß pompös. Metha wurde hier den Schwierigkeiten nicht ganz gerecht.
Vor dem Finale lockert Mehta kurz die stabhaltende Rechte. Auswendiges Dirigat. Mehta vergisst beim letzten Abgang den Blumenstrauss.
Stefan Dohr (1. Horn) spielt in der 8. wieder freier, als er in der 4. unter Christian Thielemann spielen durfte. Die 3 Harfen sitzen lange Zeit untätig herum. Ich wette, das Harfen-Trio um Frau Langlamet hätten das eine oder andere Mal gerne eine Zeitung zur Hand genommen. Gespielt wurde die 1890er-Fassung. Bässe (8) links hinten. Vorne von links nach rechts: Geigen 1 (16), Celli (10), Bratschen, Geigen 2 (16).
Daniel Stabrawa Konzertmeister. Emmanuel Pahud 1. Flöte, Andreas Ottensamer 1. Klarinette, Albrecht Mayer 1. Oboe.
Ein kleines Mädchen saß beim Beginn des ersten Satzes noch aufrecht, hatte sich irgendwann beim zweiten Thema an die Mutter gelehnt und war unter Morpheus‘ Einwirkung ungefähr beim Beginn der Durchführung zur horizontalen Lage übergegangen.
Review/Kritik Zubin Mehta Bruckner 8.: über weite Strecken schön