Ein Hoch auf die kleinen Musikfestivals in Berlin.

Hoppla, ist das ein piekfeines Konzert bei Klangwerkstatt Berlin im Kunstquartier Bethanien, wo das Ensemble Compas sich beherzt an den Damen und Herren Wolf, Jeong, Murail, Vaillancourt entlangspielt.

Magret Wolf verändert in The Card Players (2018, für Klarinette, Geige, Cello, Klavier) Dichte, Struktur und Dynamik kaum, lässt ihr Werk entspannt pulsieren. Das exakte Grooven passt einfach, wenn es zwei Tage vorher John Adams‘ Fearful Symmetries beim DSO gab. Sehr hörenswert Lagerfeuer von Saemi Jeong (UA, Enno Poppe hätte das entweder Lager oder Feuer genannt). Das Stück knistert vor deskriptiven Lagerfeuer-Assoziationen, tönt aber so diskret und ist vor allem sehr spielbar & hörbar, und das alles für Flöte, Klarinette, Gitarre und Live-Elektronik (die Komponistin). Ein im Programmzettel beigegebenes Gedicht untertunnelt das Stück anspielungsreich mit koreanischer Geschichte der 1950er.

Man sitzt im Studio 1, in dessen weißgetünchtem Kapellenraum noch der Geist von Fontane umherschweifen muss, der im Chaosjahr 1848 hier als Anstaltsapotheker seine preußischen Taler verdiente. Nach einem netten Gespräch mit Leonie Reineke und Festivalleiter Jost Liebrecht sticht La barque mystique in die Klang-See (1993), wo Altmeister Tristan Murail geheimnisvolle Farbmischungen gegen versponnenen Aktionismus der Instrumente setzt und Klavier-Verirrungen gegen die Gleichberechtigung von Farbe und Ereignis demonstrieren. Kristallin und poetisch. Jost Liebrecht leitet.

Dann Sébastien Vaillancourt. Dessen Histoires (UA, 2023) kennen schräge Einfallwinkel der Realität. Wo Musik wie durch milchiges Glas in die reale Hörzeit eindringt. Und klingt, als käme sie von vor langem zerkratzten Platten. Ich weiß ehrlich nicht, ob das gut ist oder nicht.

Das Ensemble Compas spielt bravourös, an der Flöte Malin Sieberns (von der es die tolle Aufnahme von Liza Lims Bioluminescence gibt), an der Klarinette Vanessa Klöpping, Josefine Andronic Violine, Liron Yariv Cello, Jesse Flowers akustische Gitarre, am Flügel Jonas Harksen.

Kann ich mir mal merken für 2024, diese Klangwerkstatt.