Tschüss Lockdown, benvenuti Publikumskonzerte? Ja. Vier Wochen vor Saisonende sieht alles nach Li-La-Lockerung aus. Klar ist aber auch: Livekonzerte im pickepackevollem Saal wird es noch eine Weile nicht geben. Apropos Konzerte. Ganz so schlecht war die musikalische Grundversorgung in Berlin im Wonnemonat Mai auch ohne Publikum nicht.
Das RSB macht da weiter, wo es noch längst nicht aufgehört hat, nämlich mit den Strawinsky-Erkundungen von Jurowski. Die mausern sich klammheimlich zu Strauss-Erkundungen. Auf dem Programm stehen heute Strawinskys Pulcinella und Strauss‘ Burleske mit Rudolf Buchbinder. Ich höre bei Dirigenten und Solisten viel Verspieltheit, viel Spaß am Stück. Die übliche virtuose Schneidigkeit bleibt in der Schublade. Und Buchbinder tönt beim zweiten Thema auf einmal, als spielte Kempff Schumann. Buchbinder malt, wo Svjatoslaw Richter schlachtete (1962, natürlich genial). Buchbinders Burleske klingt hier und heute herzzerreißend halbseiden. Folgt Strauss‘ Tanz-Suite, die man für echten Strawinsky halten könnte, wäre bei Strauss nicht alles schnuffeliger, eben mehr altes Zentraleuropa. Ehrlich, ich vermisse in Jurowskis Strauss-Schau Schlagobers und Panathenäenzug (von völlig frappanter Dürftigkeit, so Adorno 1928). In die vollständige Pulcinella-Musik höre ich rein. Nicht klinisch rein schallt die heute, sondern intoniert von dickbauchigen Posaunen.
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