Brahms-Schönberg-Programme liegen spätestens seit Rattles Zyklus von 2009 nahe. Rar ist die Kopplung zweier Variationenwerke, Schönbergs op. 31 und Brahms‘ 56er-Opus. Zusammen mit Beethovens Achter ergibt dies ein Konzert der Kürze und Knappheit.
Für Brahms‘ Haydnvariationen, dessen Thema ziemlich sicher nicht von Haydn stammt, bringen die Philharmoniker Kontrolle und Lyrismus ein, wobei das Gravitationszentrum das Hörner-Vivace sowie das souverän gegebene Grazioso („innig und zart beseeltes Siciliano… Bachisch im Charakter, Brahmsisch im Ton“, schreibt Walter Niemann 1920) scheinen.

Das schwierige Opus 31 von Schönberg ist ein Karrierehöhepunktswerk, Uraufführung bei den Berlinern, alte Philharmonie, mit Furtwängler, eine Zwölftonmusikbibel mit Einleitung, Thema, neun Variationen, Finale. Da knistert noch der Expressionismus, wühlen noch die Farben: treibende Geigen, Holzbläsergitter, Blech-Punches. Aber auch hier Knappheit, Kürze, Sachlichkeit. Man höre die selbstgenügsame Variation Nr. 2. Die abstrakte Heiterkeit des Walzers. Die Nummer 5 ist und bleibt der Hammer. Dann die rührende Vielstimmigkeit in 6. Der 40-Sekundenrausch von Nr. 8. Wenn das Finale, irgendwie eine Art durchgeführter Reprise, kommt, sind nur wenige Minuten vergangen, aber für den Hörer war die Reise erschöpfend lange, bis zum hastigen Presto-Kehraus der Coda. Hat es in Opus 31 wirklich keine Oktavverdopplungen?
Von Schönberg ist der Weg zu Beethoven nicht weit, besonders wenn man bedenkt, wie kurz die Pause heute ist.
Weiterlesen