Drei Uraufführungen auf einen Streich in der Villa Elisabeth an der Invalidenstraße. Sie werden betreut von den Neue-Musik-Experten von LUX:NM.

Den Anfang des Novitätenreigens macht hautwärts für Saxofon, Cello, Posaune, Akkordeon und Klavier von Eres Holz. Das 28-minütige Werk organisiert sich vierteilig. Vier Soli-Passagen sind jeweils vier Gipfel-artige Tutti-Passagen zugeordnet. Lange Soli von Akkordeon, Klavier und Cello eröffnen hautwärts, am Ende steht eine lange, klanglich instabile Ausklangphase mit ruhigen Akkorden des Klaviers. Zwischen die „Soloauftritte“ der verschiedenen Instrumente schieben sich also jeweils energetische Tuttiblöcke, pulsierende Bereiche, die sich, halb Zustand, halb Prozess, mit zäher Gewalt der Phantasie bemächtigen. Was an dem israelischen Komponisten Eres Holz fasziniert, ist die Fähigkeit, scheinbar unbegrenzt fließendes, vielstimmig organisiertes Material so zu ordnen, dass die Musik einen Zustand von Ordnung und Kontrolle erreicht, der der Komposition ihre luzide Souveränität verleiht. Bei Eres Holz gibt es Schönheit und Komplexität nebeneinander.

Gerne mag man dem Werk wiederbegegnen.

Lux New Music Eres Holz

Die Musiker von LUX:NM (will sagen: Lux New Music) legen sich ins Zeug und erweisen sich als verlässliche Sachwalter der Neuen Musik. Es spielen mit Leidenschaft Silke Lange (Akkordeon), Zoé Cartier (Cello), Florian Juncker (Posaune), Ruth Velten (Saxofon), Witali Kyianytsia (Klavier, mit schönem, klarem Zugriff) und Nikolaus Neuser (Trompete). Jan Brauer frickelt am Sound.

Weniger aufregend sind die zwei folgenden Kompositionen. Sie stützen sich auf elektronisches Zuspiel. Anders wie hautwärts stellen sie keine Fragen, sondern scheinen die Antworten schon zu kennen.

Cosmic Fragments von Daniel Brandt macht noch die bessere Figur. Auf üppig ausgelegtem E-Klangteppich schwellen die sich eng aneinanderschmiegenden Solostimmen (Besetzung wie zuvor, doch statt Klavier nun mit Trompete) wellenförmig an und ab. Das Klanggepräge ist dezidiert neoromantisch. Immerhin fasziniert, wie sich das massive Blech oder das nasale Schnarren des Akkordeons aus den Sound-Trauben herausschälen.

Lux New Music Villa Elisabeth

Telegram von Jan Brauer präsentiert sich als findige Fingerstudie in rythmischer Hartnäckigkeit. Der Komponist höchstselbst wirkt am Steuerpult auf dem Podium. Doch erstickt gerade der starre Rhythmus jede freie Entfaltung, wobei die kürzelhaften Einwürfe (nun wieder mit Klavier und ohne Trompete) alles andere als die Kirsche auf der Torte sind.